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Voegtli kam mit Sack und Pack direkt aus London zum Prozess. Keystone-SDA
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Klimakleber Voegtli verurteilt

Der bekannteste Schweizer Klimakleber ist vom Bezirksgericht Zürich verurteilt worden. Der Mediensprecher von Renovate Switzerland ist für den Prozess aus Mexiko angereist.

29.08.2023

Das Bezirksgericht Zürich hat am Dienstag den unfreiwillig bekannt gewordenen Klima-Aktivisten Max Voegtli verurteilt. Der 30-Jährige erhielt eine bedingte Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 30 Franken, bei einer Probezeit von zwei Jahren.

Voegtli wurde verurteilt wegen Nötigung, Sachbeschädigung und Störung von Betrieben, die der Allgemeinheit dienen. Mit Letzterem ist die Blockade des öffentlichen Verkehrs gemeint. Voegtli hatte im Oktober 2022 mit «Renovate Switzerland» das Zürcher Utoquai blockiert.

Obwohl seine Geldstrafe bedingt verhängt wurde, wird Voegtli nun eine Rechnung ins Haus flattern. Weil er schuldig gesprochen wurde, muss er die gesamten Gerichtskosten von 3000 Franken tragen.

Bereits beglichen ist ein Schaden von 2100 Franken am Rahmen von Giovanni Segantinis «Alpweiden» im Kunsthaus, an dem sich Voegtli im September 2022 mit einem Mitstreiter festgeklebt hatte.

Eine Liste von Klima-Ereignissen als Verteidigung

«Der Zweck heiligt die Mittel» sei wohl sein Motto, sagte der Richter zu dem 30-Jährigen. «Es war aber noch nie so einfach wie heute, sich mit Menschen auszutauschen.» Der Richter riet Voegtli deshalb, sein Anliegen künftig lieber auf legale Weise kundzutun. «Sonst redet die Öffentlichkeit mehr über die Art und Weise als den Inhalt.»

Einen Anwalt hatte Voegtli für den Prozess nicht dabei. Seine Verteidigung bestand lediglich darin, eine Liste mit Klima-Ereignissen der vergangenen Monate vorzulesen, also Überschwemmungen, Waldbrände und Hitzerekorde. Früher habe er nie Regeln gebrochen, betonte Voegtli. Aber jetzt sei es notwendig.

Auf der Reise nach Mexiko fotografiert

Ende Juni erlangte Voegtli Aufmerksamkeit der unerwünschten Art: Nachdem er an Ostern mit Mitstreitern die Gotthard-Autobahn blockiert hatte, wurde er von einem Reisenden zufällig am Flughafen Zürich erkannt und ungefragt fotografiert.

Das Bild gelangte in die Medien und sorgte für vorwurfsvolle und teils hämische Reaktionen. Die Flugreise des Klima-Aktivisten führte nämlich via Paris nach Mexiko, wo er zwei Monate lang blieb. Zum Prozess in Zürich war Voegtli direkt von Mexiko via London angereist. Eine mögliche Doppelmoral sieht Voegtli angesichts seiner Feriengestaltung nicht. «Wer ablenken will, findet immer etwas.» (sda/dak)

Daniel Krähenbühl

Redaktor

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